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 Paradoxien im Kriegsbild der polnischen Szlachta (1505-1595) 
 
 von Markus Osterrieder  | 
				
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Bereits im 15. Jh. befand sich Kronpolen in vielen Bereichen der
							Naturwissenschaften, der Philosophie und des Rechts auf der Höhe
							der europäischen Entwicklung. Durch die vielzähligen Kulturkontakte
							mit den Zentren der Renaissance und des Humanismus in Italien,
							der Schweiz, der deutschen Länder und den Niederlanden drang das
							humanistische Gedankengut schnell in die Gebiete der polnischen
							Krone ein, mit zeitlicher Verzögerung dann auch ins Großfürstentum
							Litauen. In Kronpolen war unter den Gebildeten eine leidenschaftliche Bewunderung
							für Italien entbrannt, ja sie fühlten sich selbst als "Italiener
							des Nordens", ihr Land erschien ihnen als expiratio Italorum, als "Ausatmung der Italiener". Einer der größten Schriftsteller
							des sog. "Goldenen Zeitalters" in Polen, £UKASZ GÓRNICKI, schrieb damals begeistert: "Von dem Moment an, als die Polen
							begannen, nach Italien zu gehen, nahm unsere Republik einen andere
							Gestalt an." Die Zahl der Reisenden nach Italien nahm im 15. Jh.
							stetig zu; allein in Padua studierten im 16. Jh. rund 1400 polnische
							Studenten. Die Polen betrachteten das Ausland nur selten vom "akademischen",
							d.h. von einem distanzierten, "wissenschaftlich-neutralen" Gesichtspunkt
							aus. Immer verglichen sie das Neue mit den Zuständen im eigenen
							Land und stellten sich die Frage, ob man eine bestimmte Sache
							nachahmen oder aber davor warnen müsse. So sollte die von den
							Vorvätern ererbte Lebensart zwar verfeinert, aber nicht grundsätzlich
							verändert werden. Insbesondere für den Adel Polen-Litauens, die
							Szlachta, war dieser Gesichtspunkt von grundlegender Bedeutung.
							Man war für die Übernahme des Neuen zur Verfeinerung der altväterlichen
							Tradition, für die Bejahung der "angenehmen" Seite von Renaissance
							und Humanismus unter Ausschluß der für die Szlachta und ihre Lebensweise
							"unangenehmen" oder sogar bedrohlichen Begleiterscheinungen. Ebenso
							widersprüchlich wie das gesellschaftliche Leben Polen-Litauens
							gestaltete sich daher auch das Kriegsbild der Szlachta. 
							 Was war die Besonderheit der Szlachta, die sich im Laufe des 15.
							und 16. Jhs. zuerst im Bereich der polnischen Krone, dann auch
							auf dem Boden des Großfürstentum Litauen als homogener Stand konstituierte
							und anläßlich der Union von Lublin 1569 sogar zur natio des polnisch-litauischen Reichswesens ausrief? Wie im übrigen Europa bildete der Adel im mittelalterlichen Polen
							den Wehrstand. Die Herausbildung der Geschlechter und ihrer Namen
							vollzog sich anhand der alten Schlachtrufe, mit denen sich einzelne
							Gruppen zu Heeresteilen sammelten. Daneben gewannen seit dem 13.
							Jh. die heraldischen Wappen an Bedeutung. Im Unterschied zu Westeuropa
							bekamen die Wappen allerdings Eigennamen, die von den früheren
							Schlachtrufen herrührten. Ein Rittergeschlecht war somit ein heraldisches
							Geschlecht, dessen Einheit nicht aus der Verwandtschaft erwuchs,
							sondern aus dem gemeinsamen Schlachtruf und später dem Wappen.
							Der Adelsrang konnte auch nicht vom König verliehen werden, sondern
							erfolgte ausschließlich durch freiwillige Aufnahme in ein Geschlecht.
							Die Zugehörigkeit zu einzelnen Geschlechtern ließ sich mittels
							Adoption übertragen, was nach der Personalunion mit Litauen zu
							einem wichtigen Faktor der ständischen Integration in beiden Reichsteilen
							wurde. Durch das Privileg von Horod³o vom 2. Oktober 1413 wurden
							z. B. litauische Adlige in 47 polnische Adelsfamilien und Wappen
							aufgenommen. Die Bojaren unter den orthodoxen Ruthenen waren damals
							noch ausgeschlossen, doch bereits 1434 wurden sie mit den Katholiken
							gleichgestellt. Auf diese Weise schwoll die Szlachta zahlenmäßig
							beträchtlich an; im Jahr 1569 repräsentierten die etwa 25000 Adelsfamilien
							der Res publica 6,6% der Gesamtbevölkerung von 7,5 Millionen Menschen. (Zum Vergleich:
							Der französische Adel umfaßte damals lediglich 1%, der englische
							2% der Gesamtbevölkerung.)  Die Krone mußte der Szlachta schon früh ihre ständischen Freiheiten
							garantieren. Auf diese Weise konnte sich zu einer Zeit, als im
							übrigen Europa der absolutistische Fürstenstaat zu erstarken begann,
							neben der Szlachta keine starke, zentrale Herrschermacht herauskristallisieren.
							Im Privileg Nihil Novi wurde 1505 in Radom festgelegt, daß ohne Zustimmung der Szlachta
							in der Abgeordnetenkammer des Sejm keine neuen Gesetze erlassen
							werden dürften. Unabhängig von seinem Besitz, seiner Macht oder
							Wirtschaftskraft gehörte jeder Szlachcic dem adligen Stand an,
							der sich in drei ordines gliederte. Neben dem Monarchen (ordo regius) gab es den ordo senatorius (optimates, patres, patricii) und den ordo equester, die nobiles, welche in der Abgeordnetenkammer des Sejm vertreten waren. Letztere
							waren untereinander völlig gleichgestellt, es herrschte das Prinzip
							der confraternitas oder des braterstwo, der Brüderlichkeit. Standesunterschiede und Titel lehnte man grundsätzlich
							ab, und wenn man sich, wie die litauischen Magnaten, das Recht
							auf Titel vorbehielt, wurden derartige Ansprüche von der Masse
							des Kleinadels als Schweinegegrunze verhöhnt. Während die Szlachta über die ständische Brüderlichkeit und die
							"Goldene Freiheit" eifersüchtig wachte, ließ sie weiteren gesellschaftlichen
							Schichten im öffentlichen Leben keinen Raum zur Entfaltung. Die
							Geistlichkeit bildete keinen eigenen Stand (landbesitzende Geistliche
							zählten zu den senatores), der Stadtbürger wurde politisch völlig rechtlos. Die Stadt
							stellte eine geschlossene Einheit in sich dar, die am politischen
							Leben des Reiches nicht teilhatte. Der Sejm verbot den Bürgern
							jeden Landbesitz, nahm ihnen das Privileg der Zollfreiheit und
							entzog Adlige der städtischen Jurisdiktion. Die Bauern waren zu
							Beginn des 16. Jh. in Erbuntertänigkeit an die Scholle gebunden. Insbesondere über die Kontakte mit Italien erfuhr der Adel vom
							Phänomen des seiner Tendenz nach zentralisierenden neuzeitlichen
							Staatswesens, des Fürstenstaates. Dieses Phänomen wurde von den
							Szlachcicen sehr wohl wahrgenommen, als Bedrohung der eigenen
							Freiheiten empfunden und von daher zurückgewiesen. Doch in der
							römischen Antike entdeckte man einen Begriff, der viel besser
							in die eigene Vorstellungswelt paßte: die Idee der res publica. Das Wort tauchte in Polen 1512 im besten ciceronischen Latein
							auf und erstickte im Keim die Akzeptanz des Wortes stato, état, Staat im modernen Sinn. Zwar war die polnische Entsprechung für das
							Wort stato, nämlich pañstwo, bereits eingeführt, sie wurde aber abgelehnt, weil die Szlachta
							das Reich, die Rzeczpospolita eben, nicht wie einen Staat wie
							alle anderen verstand, sondern als ihre "gemeine Sache", la chose commune. Der Begriff der Res Publica diente dabei zur Abgrenzung der Sonderstellung des polnischen
							Adels gegenüber dem imperium, der monarchia oder der tyrannis. Dieser politische Zustand hatte unmittelbare Auswirkungen auf
							die Kriegsführung des Landes: Seit 1496 konnte ein Heer nur nach
							vorheriger Billigung durch das Parlament, den Sejm, aufgestellt
							werden; vom Jahr 1573 an, dem Beginn der Periode des Wahlkönigtums,
							mußten die Thronkandidaten den ausdrücklichen Eid leisten, keinen
							Krieg zu führen oder eine Armee aufzustellen, ohne vorher die
							ausdrückliche Erlaubnis des Sejm eingeholt zu haben. 
							 Gleichzeitig mit dem Ausbau der Ständenation und der Sicherung
							ihrer Privilegien wurden auch Mythen geschaffen, welche das Fundament
							der ständischen Identität legen sollten. Das Phänomen des Krieges
							und des Kampfes, spielte darin eine zentrale Rolle. Eine Facette des Mythos bestand aus der der Frage, warum Mars
							an den Küsten der Ostsee anscheinend eher "zu Hause" war als an
							den Gestaden des Mittelmeeres. Die Humanisten der Renaissance
							beschäftigten sich erstmals unter einem naturalistisch-naturwissenschaftlichen
							oder anthropologischen Gesichtspunkt mit der Frage, worin die
							Ursache von Gewalt und Krieg im menschlichen Zusammenleben eigentlich
							zu suchen sei. Eine Erklärung für Krieg schien der naturgebene
							Kampf zu sein, der sich im Inneren eines jeden Menschen abspielt,
							sei es im Sinne der antiken Lehre von den menschlichen "Säften"
							und ihrer Mischung oder aber der Dualität von tierischem und menschlichem
							Naturell. Nicht umsonst griff Machiavelli auf das Bild des Kentaur
							zurück, um das Wesen der Staatskunst allegorisch zum Ausdruck
							zu bringen. In Polen glaubte man im Sinne der Temperamentenlehre auch die
							eigenen kriegerischen Anlagen erklären zu können. SEBASTIAN PETRYCY (1554-1626), Professor an der Krakauer Universität und der hervorragendste
							Vertreter des humanistischen Aristotelismus im Lande, bezog sich
							im Vorwort zu seiner Übersetzung der Politik von Aristoteles auf die Säftelehre von Galen und auf die aristotelische
							Lehre von den Temperamenten. Die Menschen des Südens, so schrieb
							Petrycy, seien nämlich kalt, trocken, schwach, von grauer Hautfarbe,
							mit Kraushaar, schwarzen Augen und einer lauten, gellenden Stimme
							ausgestattet. Die im Norden hingegen seien feucht, warm, behaart,
							groß, mit heller Haut, weichem Fleisch, dickem, weichem Haar und
							einer sanften Stimme. Von den Körpereigenschaften könne auch auf
							den Geist geschlossen werden, denn je weniger der Körper mit seiner
							Masse dominiere, desto mehr könne sich der Geist entfalten. Deswegen
							seien die Menschen des Nordens auch dazu berufen, Waffen und Rüstung
							zu tragen und zu arbeiten, die des Südens hingegen widmeten sich
							dafür der Wissenschaft und der Muße. Daraus zog Petrycy den Schluß:
							Dem Menschen des Nordens fehle für andere Tätigkeiten als den
							kriegerischen die natürliche, d.h. die angeborene Begabung. Doch waren die polnischen Humanisten zuversichtlich genug, daß
							das kriegerische Naturell durch den Einfluß des Südens geläutert,
							zu Kunst und Wissenschaft emporgehoben werden könne. Denn das
							war unabdingbar, wenn man die polnisch-litauische Res Publica in ein zweites Arkadien verwandeln wollte. Angeregt vom Erziehungsideal
							eines Erasmus von Rotterdam entwickelten sie die Vorstellung,
							man könne den nördlichen Menschen mit Hilfe von Wissenschaft und
							Kultur läutern, den tierischen Naturzustand in einen höheren menschlichen
							Zustand überführen. Einer der einflußreichsten politischen Polemiker und Publizisten
							des 16. Jhs. war STANIS£AW ORZECHOWSKI (1513-1566). In Przemy¶l als Enkel eines ruthenischen Priesters
							geboren, bezeichnete er sich selbst Gente ruthenus, natione polonus, und als solcher bekannte er sich auch während seiner Studien in
							Wittemberg, Padua, Bologna und Rom. Orzechowski schrieb um 1550
							an den befreundeten Venezianer Paolo Ramusio, daß Kultur und Bildung
							die archaische Kampfeslust seiner ruthenischen Landsleute gemildert
							hätten, die sich nun wohltuend von den Barbaren im Osten, den
							Tataren und Moskauern, den "wilden Skythen", unterschieden:  "Meine Heimat, rau und wenig zivilisiert, hat immer Mars verehrt,
								aber seit kurzem beginnt sie [...] Minerva zu verehren. Meine
								Landsleute unterschieden sich in bezug auf ihren Ursprung und
								ihre Sitten vor nicht allzulanger Zeit gar nicht so sehr von den
								Skythen, deren Nachbarn sie sind. Indem sie mit den Griechen Kontakte
								knüpften, von denen sie Glaube und Religion annahmen, haben sie
								ihre Wildheit und Rustizität hinter sich gelassen, und jetzt sind
								sie der lateinischen und griechischen Literatur ergeben." Ähnliche Fortschritte in Richtung einer menschlichen Vervollkommung
							sah auch CLEMENS JANICIUS (1516-1543), der Sohn eines Kleinbauern aus den erzbistümlichen
							Gütern um Gnesen und ehemals Student in Padua. Er meinte in seiner
							Rede zu Ehren von König Zygmunt I. dem Alten, Ad Sigismundum Primum: Die alte Barbarei sei weit von Polens Ufern entfernt und zu
							ihren Ahnen, den Geten, zurückgekehrt. Janicki schrieb: "Früher
							verstand sich der Sarmate nur auf den Krieg, auf Hieb und Stoß
							zuzuschlagen, auf den Sieg, auf die Verfolgung derer, die ihm
							flüchtend den Rücken zuwandten." Jetzt, so Janicius weiter, habe
							er seine kriegerischen Tugenden zwar nicht vergessen, doch er
							habe noch etwas anderes dazugelernt: die Urbanität des Lebens,
							die Gewandtheit des Ausdrucks, alle großartigen Künste. Der klugen
							Regierung von König Zygmunt habe man diesen friedlichen Sieg von
							Wissenschaft und Kunst zu verdanken. Die Dualität zwischen vererbtem Kämpferideal und dem neu erworbenem
							Licht der Wissenschaft fand einen Höhepunkt in der Strömung der
							Sarmacja, des "Sarmatismus". In ihm fand die ständische natio der polnisch-litauischen Res Publica ihren integrativen Mythos.
							Spätestens seit der Herrschaft von Zygmunt I. dem Alten erheben
							die polnischen Humanisten das iranische Reitervolk der Sarmaten,
							das die nordpontischen Steppen in den Jahrhunderten um die Zwitenwende
							bevölkerte, zu den unmittelbaren Vorfahren der Slaven im allgemeinen
							und des polnischen Adels im besonderen. An sich war das nichts
							Neues, denn die Begriffe Sarmatia und Sarmates/Sauromates bzw. ihre Identifizierung mit dem Gebiet zwischen Weichsel und
							Don gehen bereits auf die Antike zurück (Ptolemaios).  In Polen lag man damit im Trend der Zeit: Von Enea Silvio Piccolomini
							entlehnten auch deutsche Humanisten die Idee, mit Rückgriff auf
							Tacitus eine eigene geschichtliche Identität zu formulieren: so
							Jakob Wimpfeling mit seiner Schrift Germania von 1501. Bei den kroatischen Dalmatinern spielte der Illyrismus
							eine ähnliche Rolle; in England wurde unter John Dee und Philip
							Sidney der König-Artus-Mythos aufgegriffen. Dem erwachenden Nationalgefühl
							konnte auf diese Weise eine mythische historische Kontinuität,
							hohes Alter und urväterliche Würde zugesprochen werden. Bereits
							Jan D³ugosz hatte in seinen Annales seu cronice inclyti regni Poloniae (1455-80) Polen und Sarmaten gleichgesetzt: Sarmatae sive Poloni, Poloniae sive Sarmatiae Europicae. Doch handelte es sich dabei noch um eine rein ethnische Benennung
							für die Völker der Polen und Ruthenen (... tam Rutheni, quam Poloni Sarmatae nominantur). Der Begriff Sarmatia bezog sich noch nicht auf das politische Reichswesen oder die
							Slaven im kulturhistorischen Sinn. Das änderte sich im Laufe des 16. Jhs. Humanisten und Schriftsteller
							wie Stanis³aw Sarnicki, Stanis³aw Orzechowski, Jan Decjusz, Pawe³
							von Krosno oder Jan Krasiñski, setzten das Reichsgebiet Polen-Litauens
							mit der Sarmatia oder auch Roxolania gleich. Die Szlachta begann sich zum eigentlichen gens sarmaticae, zu Reiterkriegern und Blutsnachfahren der sarmatischen Heroen
							zu stilisieren. Der Sarmatismus wurde so zur integrativen Ideologie
							des Adels in allen Landesteilen, denn Bürger und Bauern blieben
							ausgeschlossen. Der ruthenische Adel wiederum konnte sich nun
							besser gegenüber Moskau abgrenzen, denn während der Kriege mit
							Moskau wurde das Territorium der Moskauer Rus' nicht zu Sarmatia gerechnet, sondern zu Scythia (von Decjusz, Jan von Wi¶lica, Guagnino), worunter man das wilde
							Barbarenland verstand. Die Herrschaftsrechte über das alte Sarmatien
							hingegen gehörten allein Polen: Polonia caput ac Regina Sarmatiae.  Unter den gebildeten Szlachcicen tauchen, wie andernorts in Europa,
							im Verlauf des 16. Jhs. bereits erste Symptome einer "Zivilisationsmüdigkeit"
							auf. Die Sorge wurde geäußert, daß bei wachsender Komplexität
							der Gesellschaft und des Lebens auch die Gründe für gewalttätiges
							Verhalten und für Kriege zunehmen würden. In Polen-Litauen begann
							man, gleichzeitig mit der Entdeckung Amerikas, in den Bewohnern
							der Steppe "edle Wilde" zu entdecken, unverdorben von der Zivilisation
							und dem komplizierten modernen Leben, das die Sitten herabbringt.
							Zurück zum Urzustand, zu natürlicher Rohheit, so könnte man das
							Motto des sarmatischen Recken kennzeichnen. In diesem Sinn wird
							etwa er von dem Literaten ADAM CZAHROWSKI geschildert: "Was kann es schöneres geben, STANIS£AW ORZECHOWSKI ist der Einfall zuzuschreiben, in den Urvätern der Slaven überhaupt
							Heerführer zu sehen. So schrieb er "über den Ursprung der Polen aus den Slaven" im Vorwort zu seiner Zeitchronik Annales Polonici (1554): Alexander der Große habe seinen Generälen Czechus, Lechus
							und Roxolanus ein Privileg (das Privilegium Slavicum) für die Länder ausgestellt, in denen Slaven heute noch sitzen.
							Die Heimat dieser Heerführer sei Makedonien und Dalmatien gewesen.
							Dort sei die Urheimat der Slaven zu suchen. STANIS£AW SARNICKI weitete diesen Mythos aus und verband ihn mit der Sarmatenhypothese.
							Der ganze Raum von Istrien bis zum Tanais (Don) sei von Alexander
							den Slaven zugeteilt worden. Er, Sarnicki, wolle dieses Dokument
							in Abschrift in Krakauer Kloster gesehen haben. Alle Züge des Sarmatismus und des darin enthaltenen Kriegsbildes
							kommen besonders deutlich in dem Versgedicht Proporzec albo Ho³d pruski ("Das Banner oder die preußische Huldigung", 1569) von JAN KOCHANOWSKI zum Ausdruck. Darin wird die feierliche Zeremonie beschrieben,
							in der der junge Fürst Albrecht von Hohenzollern, Herrscher über
							die "schöne Erde Preußens", im Jahr 1525 seinem Herrn Zygmunt
							I. dem Alten den Lehenseid leistet: Auf der einen Seite des poetischen
							Banners werden nach dem Vorbild Homers und Vergils in zwei Fresken
							zuerst die Kämpfe der polnischen Könige gegen die Deutschritter
							beschrieben; danach entrollt sich, auf der anderen Seite des Banners,
							die glorreiche Zukunft der "Anfänge und Taten der allseits berühmten
							Slaven". Daraufhin erfolgt, unter Rückgriff auf Herodots Historien,
							eine Evokation der mê¿ne Amazony ("männlichen Amazonen") in Form eines kriegerischen Ursprungsmythos.
							In Skythien hätten die Amazonen einst die Söhne von den Vätern
							weggelockt und sich mit ihnen auf beiden Ufern des Don angesiedelt. "Mit den Jahren erhob sich aus diesem Nest ein kühnes Volk: Dies seien die Vorväter der Slaven gewesen. Kochanowski besingt
							das ländliche, halb nomadische Leben als Idyll der Szlachta, die
							ihren Vorvätern nachtun: "Weder Schloß man sah noch Stadt,  Von diesen Sauromaten stammen ab: die Weneden, Rossanen, die mächtigen
							Laksen, aus denen die Lachen wurden, die Tseken, heute Tschechen
							genannt, die Bulgaren, die wackeren Slovaken, Serben, Anten, Bosnjaken,
							die tapferen Chorvaten. Schon die Römer konnten die tapferen Slaven
							nicht bezwingen: "Die Caesaren schickten gegen sie Truppen  Es "herrschte fast über alles Land, das Gott zwischen drei Meere
							faßte." Da die polnische Szlachta in der Sicht Kochanowskis unmittelbar
							von den sauromatischen Kriegern abstammte, fiel ihr dadurch innerhalb
							der slavischen Welt eine Führungsrolle zu. 
							 Die Steppengebiete des Südostens färbten aber nicht nur auf den
							kriegerischen Mythos des Sarmatismus ab, sondern sie beeinflußten
							auch in entscheidender Weise die Entwicklung der Kriegskunst und
							des Heereswesens. Im Südosten wurde die fruchtbare Schwarzerde von Kolonisten besiedelt,
							die in ständiger Angst vor den Überfällen der benachbarten Krim-Tataren
							leben mußten; im 16. Jh. erlebte der ruthenische Südosten ungefähr
							140 bis 150 Attacken. Deswegen mußten dort ständige Garnisonen
							unterhalten werden, die eine entscheidende Rolle in Fortentwicklung
							des Kriegswesens spielten. Das Militär blieb während des genannten
							Zeitraums die Domäne des Adels; in Polen gab es keine Krise der
							Ritterschaft wie im Westen. Der stete Kampf gegen die berittenen
							Tataren stellte zudem die Kavalerie in Vordergrund. Der Heeresteil
							der Kavalerie war traditionell sehr stark mit den ritterlichen
							Werten, mit Ruhm und Ehre verbunden, die für die Szlachta weiterhin
							einen wichtigen Faktor des ständischen Selbstbewußtseins bildeten.
							In der Infanterie sah man nur eine Hilfstruppe zur Bewachung von
							Burgen und Lagern, in offener Schlacht dienten ihre Feuerwaffen
							der Unterstützung der Kavalerie.  Das Lebensgefühl der Menschen im Südosten wurde von der Steppe
							geprägt, im Erleben der Freiheit, wolno¶æ, - ein Wort, das etymologisch und psychologisch mit dem Wort wola, "Wille", zusammenhängt. Es gab trotz oder vielmehr gerade wegen
							aller Schrecken durchaus eine regelrechte "Wild-Ost-Romantik".
							Für den bewaffneten Reiter war es ein erhebendes Gefühl, mit dem
							Pferd über die Steppe zu stürmen. Krieg war hier wie eine große
							Jagd oder gar wie ein Spiel, das die individuelle Schnelligkeit,
							List und Geschicklichkeit herausforderte. Im Gefecht dominierten
							noch die Nahkampfwaffen. Dies stand in völligem Widerspruch zur
							Entwicklung des Kriegswesens im westlichen Europa, wo sich im
							gleichen Zeitraum, bedingt durch die Ausbreitung des modernen
							Massenheeres und der Artillerie, die Klagen über die Anonymisierung
							und Brutalisierung des Krieges häuften. Erst nach 1479 entstand im Osten Litauens eine "laufende", d.
							h. vom königlichen Schatzmeister dauerhaft finanzierte Verteidigung
							gegen die Türken und Tataren. Seit 1501 waren an der Ostgrenze
							Truppen stationiert. Der Dienst in der "laufenden Verteidigung"
							diente als eine Art Kriegsschule für den Offiziersnachwuchs, die
							ihre Erfahrungen dann an anderen Schauplätzen anwenden konnten.
							Die "laufende Verteidigung" empfing seit 1562/63 ein Viertel der
							königlichen Nettoeinkommen. Das reichte trotzdem nur für Unterhalt
							von 2000 ständigen Soldaten. Werbekampagnen der königlichen Verwaltung
							zur Erhöhung der finanziellen Mittel mit Hilfe von Besteuerung
							zeitigten keinen Erfolg, weder beim Adel noch beim Klerus, den
							zahlungskräftigsten Ständen. Die Magnaten unterhielten lieber
							Privatarmeen, auch um gegen soziale Revolten vorzubeugen. Die Rüstung der Soldaten im Osten wurde im Laufe des Jahrhunderts
							immer leichter; Bewaffnung und Ausrüstung waren stark von Völkern
							der Steppe und vom Orient beeinflußt. Zu Beginn des 16. Jh. erschien
							ein neuer Truppenteil: Reiterhussare aus Serbien, lediglich leicht
							bewaffnet mit Lanze und Schild. Unter König Stephan Báthory kam
							in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. dann die "ungarische Infanterie"
							auf, die in Taktik und Bewaffnung den türkischen Janitscharen
							ähnelte und zur Gänze ohne Rüstung auskam. Bathory schrieb ihre
							Bewaffnung und Ausrüstung nach ungarischen Normen vor, komplett
							mit stilisierten Flügeln und Leopardenhäuten, mit langer Lanze,
							Säbel, Degen und einem Paar Pistolen. Allmählich wurden die Grenzen zwischen der rein zweckmäßigen Kriegstracht
							und der Mode fließend. Das zeigt sich besonders an der Ausstattung
							der Szlachta: die Vorliebe für quasi orientalischen Prunk, auch
							bei Panzern, die ganz vergoldet oder aus Edelsteinen sein konnten,
							war unübersehbar. Täglicher Gefährte des Szlachcicen war der Säbel,
							der bei jeder Gelegenheit getragen wurde. Auf den Kostümsäbel
							konzentrierte sich der ganze Luxus. Dasselbe galt für die Schilde,
							hier vor allem den Ka³kan, ein aus Feigenruten geflochtener, mit Seide bespannter und einem
							goldenen oder silbernen Mittelteil versehener Rundschild. Er diente
							in der Hauptsache zur Dekoration und zur Schaustellung. Ein weiteres
							Spielzeug des Ritters war der Köcher (sajdak), in traditioneller Bedeutug ein ritterliches Emblem. Der martialische
							Orientalismus der Szlachta trieb im 17. Jh. noch solche Blüten,
							das man etwa bei der großen Schlacht von Wien 1683 Schwierigkeiten
							hatte, polnische und türkische Kämpfer an ihrer äußerlichen Erscheinung
							auseinanderzuhalten. 
							 Da sich die Masse der Szlachta aus verbäuerlichten Kleinadligen
							zusammensetzte und anders als der westeuropäische Adel niemals
							einen höfischen Stand bildete, unterstützte paradoxerweise gerade
							die Übernahme von Bildungsidealen der Renaissance eine Entwicklung,
							in der eine zunehmende Idealisierung der altrömischen ruralen
							und patriarchalischen Verhältnisse sowie der antiken griechischen
							Gesellschaft standfand. Aus der Lektüre Platons entnahm man beispielsweise
							die Überzeugung von der Notwendigkeit der Sklaverei. In der Folge
							kam es zur schnellen Entfaltung des sog. folwark-Systems: der Adel beschnitt systematisch die freie Bewegung der
							Bauern und stellte auf den Landgütern auf Fronarbeit um. Das hatte
							auch handfeste Gründe: Der Getreideexport nach Westen erreichte
							einen nie zuvor dagewesenen Höhepunkt, was die wirtschaftliche
							Situation der Szlachta und insbesondere der großgrundbesitzenden
							Magnaten verbesserte.  Die adligen Grundbesitzer lebten auf ihren Landgütern, den dwory, nach dem Vorbild der römisch-republikanischen patres familiae; zugleich waren sie bestrebt, sich nach dem Ideal hellenistischer
							Lebensart der Kultur und den Künsten, der Politik, den Staatsgeschäften
							und dem Krieg zu widmen, während die leibeigenen Bauern durch
							ihren Frondienst für den Lebensunterhalt des dwór aufkommen mußten. Die Leibeigenschaft konsolidierte sich damit
							zu einem Zeitpunkt, wo sie in Westeuropa allmählich in Abbau begriffen
							war. Bald stieß man auf die gelehrte Begründung, daß die Bezeichnung
							Polak von pole (Feld) herzuleiten sei; deshalb dürfe sich ein echter Pole, d.h.
							ein Vertreter des Adels, nicht hinter Wällen verschließen, sondern
							müsse auf dem Feld dienen, im Kriege oder auf dem Acker. Die Literaten
							kultivierten die pastorale Idylle der friedsamen Dorfgemeinschaft.
							Das Wort für "Friede" lautet polnisch zudem pokój, was auch "Zimmer, Stube" bedeutet: für den Szlachcicen war es
							der häusliche, familiäre Friede sowohl im mikrokosmischen Rahmen
							der Familie und des Landsitzes als auch im makrokosmischen Rahmen
							der Bruderschaft der Szlachta und der ganzen Res Publica. Einmal mehr diente Italien als Inspirationsquelle. Den Polen gefiel
							dort die idyllische Landschaft, die Pastorale einer edlen Natur
							mit darin eingestreuten, edlen Palästen und natürlich die ebenso
							edlen Gefühle der wohlgewachsenen Bewohner. Immer wieder wurde
							in literarischen Werken das Bild des in Italien vorherrschenden
							Friedens evoziert. Die Männer seien nicht bewaffnet, man spüre
							nirgendwo das Militär. Kochanowski schrieb während seiner Studienzeit
							in Padua in einer seiner Elegien: "Hier gibt es keine zornerfüllten Exzesse feindlicher Armeen,
									 Mit der Realität hatte Kochanowskis Sommernachtstraum herzlich
							wenig zu tun. In Wirklichkeit war Italien vom Bürgerkrieg zerrissen,
							heimgesucht von fremden Söldnerarmeen. Dennoch glaubten die Polen
							den Frieden im Verhalten der dort lebenden Menschen zu finden,
							sahen ihren eigenen Traum von Arkadien und Parnass modellhaft
							erfüllt. Zehn Jahre später hatte Kochanowski angesichts der Zustände in
							seiner Heimat aber begriffen, daß zuviel Muße den Frieden des
							Landes und seiner Bewohner auch zugrunde richten konnte. Er unterstützte
							damals die sogenannte Egzekucja-Bewegung, die ihre Repräsentanten in der Hauptsache aus dem mittlerem
							Adel rekrutierte. Diese suchte seit 1548 nach einem Mittelweg
							zwischen der Bewahrung der Freiheiten einerseits und Stärkung
							der Exekutive gegenüber der wachsenden Willkür der Magnaten andererseits.
							Vor diesem Hintergrund entstand 1563 Kochanowskis Versgedicht
							Satyr albo Dziki m±¿ ("Satyr, oder Der wilde Mann"), seine früheste polnische Dichtung
							von größerem Umfang. Darin mahnte er seine adligen Landsleute,
							ihre ständigen Querelen einzustellen, nicht immer nur an ihren
							eigenen Vorteil und an ihre Muße zu denken, sondern wieder wie
							einst ihre Väter dem Gemeingeist Opfer zu bringen. "Mählich ändert sich alles. Ich entsinn mich der Zeit  Anschließend zeichnete er das Ideal des tugend- und heldenhaften
							Ritters und warnte davor, die Sicherheit des Landes aufs Spiel
							zu setzen. Vielmehr solle man sich der alten Tugenden entsinnen,
							die die Rzeczpospolita groß gemacht hätten:  "So ward Polen mächtig und stark, und seine Heere  Es folgt die Klage, daß der Adel die Waffen der Alten zu Pflugscharen
							umgebaut habe, den Speer zum Bratspieß und den Helm zum Legenest
							einer Henne. Der Ritter von heute schimpfe auf die Bauern, die
							den Pflug zögen, während er mit der Peitsche auf sie eindresche
							und gleichzeitig aus dem Weinkrug saufe. Das seien die einzigen
							"Waffen", mit denen er umgehen könne, ansonsten denke er nur noch
							daran, Reichtümer zu erraffen. Kochanowski forderte seine adligen
							Landsleute auf, von neuem Strapazen und Kampf zu ertragen, sich
							im Gebrauch von Bogen und Schwert zu üben. Das Kriegshandwerk
							müsse von Grund auf neu erlernt werden, Manöver, Festungsbau,
							Belagerung. Geschehe dies nicht, so warnte er, werde man den lauernden
							Nachbarn, den Türken, Moskauern oder Deutschen, zum Opfer fallen. 
							 Von zwei Traumata wurde die Szlachta im 16. Jh. heimgesucht: von
							dem Verlust ihrer Freiheiten und dem Verlust der inneren Eintracht,
							der ständischen Bruderschaft unter dem Schock eines Krieges. Dies
							bildet keinen Widerspruch zur politischen und sozialen Realität
							der damaligen Zeit, die voller, oft blutiger Streitereien war.
							Hierin ist auch ein wesentlicher Grund für die außerordentliche
							Toleranz in religiösen Angelegenheiten zu suchen, die die Rzeczpospolita szlachecka zur letzten Zuflucht vieler wegen ihres Glaubens verfolgter Menschen
							aus ganz Europa werden ließ. Die religiöse Toleranz hatte historisch
							gewachsene Wurzeln: Denn die Christianisierung der ethnisch litauischen
							Bevölkerung war erst gegen Ende des 14. und während des 15. Jhs.
							erfolgt, und die Litauer wurden dabei von den oft gewaltsam durchgeführten
							Missionsversuchen der Deutschordensritter bedrängt. Dieser Problemkreis
							wurde auch durch die Eingliederung und den Zusammenschluß von
							Landesteilen mit orthodoxer Bevölkerung akut, vor allem nachdem
							im Anschluß an das Konzil von Florenz 1438 verstärkt Maßnahmen
							in die Wege geleitet wurden, die orthodoxen Kirchen durch eine
							Kirchenunion wieder der Obödienz des Heiligen Stuhls zu unterstellen.
							Die polnische Szlachta sah deswegen ihr vitales Interesse in der
							Lösung der Frage, wie der orthodoxe Adel Litauens fest integriert
							werden könnte. Denn sie hatte der Gefahr eines Auseinanderfallens
							des losen Reichswesens entgegenzuwirken, insbesondere weil das
							Moskauer Zartum die Politik des "Sammelns der rus'ischen Lande"
							fortführte und jederzeit bereit war, nach Westen zu expandieren. Insofern also Polen-Litauen im 15. Jh. zu einem Vielvölkerreich
							wuchs, in dem Menschen unterschiedlichster Religion zusammenleben
							mußten, blieb das Problem einer neuen Definition des "gerechten
							Krieges" unter Loslösung von der mittelalterlichen Vorstellung
							des "gerechten Glaubenskriegs" von höchster Brisanz. Dies erkannten
							vor allen Dingen jene Verfechter einer größtmöglichen gesellschaftlichen
							Toleranz, die den inneren Frieden des Reiches über alle religiöse
							Streitigkeiten oder missionarische Heilsgedanken stellten. Religiöse
							Verfolgungen hatten unangenehme Konsequenzen für das Wohl des
							Landes, mußten unweigerlich im Bürgerkrieg enden. Der katholische
							Schriftsteller MIKO£AJ KOSSOBUDZKI schrieb in der zweiten Hälfte des 16. Jhs., es sei mit Feuer
							und Schwert nicht gelungen, England in Gehorsam gegenüber dem
							Papst zu halten. Dasselbe gelte für weite Teile Frankreichs. Gott
							begünstige diese Handlungen ganz offensichtlich nicht. Die Lehre
							Christi verbreite sich also nicht durch das Schwert oder mit Zwang,
							sondern durch gute Taten, über Lehre und Gebet. Auch unter den
							polnischen Katholiken herrschte Angst vor einem Bürgerkrieg a la francaise im Fall eines Scheiterns der Warschauer Konföderation (1573).
							Schließlich, so argumentierten sie, verhindere der Toleranzakt
							nicht die Ausübung der wahren, sprich katholischen Religion. Man
							nehme besser das kleinere Übel in Kauf - nämlich Zugeständnisse
							gegenüber den Protestanten - als ein allgemeines Blutvergießen.
							In diesem Sinn erließ König Stephan Báthory 1581 eine Verordnung,
							in der es hieß: In allen Königreichen, in denen das Glaubensbekenntnis
							mit Feuer und Schwert verbreitet wurde, seinen nur innere Zwiste,
							Hader und Bürgerkrieg entstanden. Ähnlich argumentierten diejenigen
							Katholiken, die sich gegen jeden Zwang bei der Herbeiführung einer
							Kirchenunion mit den Orthodoxen aussprachen: durch Gewalt entstehe
							nur Verwirrung und Unruhe. Charakteristisch für das Harmoniebedürfnis der Szlachta, der nahezu
							panischen Angst vor innerständischer Zerklüftung, vor dem "Familienstreit",
							der das Gemeinwohl des Staates zugrunde richten würde, war das
							Verhältnis zur Gedankenwelt von Machiavelli. Angesichts der Begeisterung,
							die man in Polen zu Beginn des 16. Jhs. für Italien und alles
							Italienische antreffen konnte, war das weit verbreitete Mißtrauen
							und der Widerwille, welche den die Thesen von Machiavelli entgegengebracht
							wurden, umso augenfälliger. Machiavellis Herrschaftsvorstellung
							- die Glorifizierung des starken, rücksichtslosen Fürstenstaates
							- stieß auf entschiedene Ablehnung. Verfechtern derartiger Gedanken
							wurde zum Vorwurf gemacht, sie wollten das Gemeinwohl des Reiches
							zerstören und die Res publica in den Bürgerkrieg stürzen. So verdächtigte die Szlachta die
							aus Italien stammende Königin Bona Sforza auf dem Landtag von
							1537, sie wolle machiavellistische Praktiken in das Land einführen
							und die insidia italica zum Regierungsprinzip erheben. Größeren Anklang fanden Machiavellis Thesen bei jenen Vertretern
							der Königspartei, die Polen-Litauen in eine christlich-katholische
							Liga einbinden, die Katholisierung des Reiches auf Kosten von
							Protestanten und Orthodoxen vorantreiben und die Zentralgewalt
							der Krone im Sinne des neuzeitlichen Staatsgedankens stärken wollten.
							Ein Argument des prorömischen Lagers lautete: nierz±d, die Herrschaftslosigkeit fördere nur die Intrigen der Feinde.
							Diese Stimmen wurden mit dem Einsetzen der Gegenreformation immer
							lauter. Die katholischen Propagandisten behaupteten, daß die Reformation
							die Einheit gefährde und und insbesondere unter den Bauern Revolten
							hervorrufe. Sie malten für den Fall, daß die Reformation durchsetzen
							würde, das Chaos in den düstersten Farben aus. "... wer seinen
							Gott verraten hat, kann auch der Res Publica und dem König nicht
							treu bleiben", lautete ein von katholischer Seite häufig vorgebrachtes
							Argument. Der Jesuit und Hofprediger PIOTR SKARGA behauptete: Bestünde keine Einheit im Glauben mehr, so könne es
							überhaupt keine Einheit der Menschen mehr geben. Der Katholizismus
							untermauere die Fundamente des Staates. Vor allem jedoch: ein
							Staat, der von religiöser Zwietracht zerrissen ist, könne keinen
							Krieg gegen einen äußeren Feind gewinnen. Jeder Widerstand gegen
							die heidnische Aggression von Türken oder Tataren werde dadurch
							hinfällig. Das Nebeneinander von mehr als zwei Konfessionen in
							einem Land führe über kurz oder lang notwendigerweise in den Bürgerkrieg.
							Und dadurch erlaube man dem Feind, im eigenen Land militärisch
							zu intervenieren. Diese Argumentationsweise gewann an Gehör, als
							sich im Verlauf des 16. Jh. unter der Szlachta der Eindruck verdichtete,
							daß man von habsüchtigen Feinden umgeben sei, die jedes Anzeichen
							von innerer Zerrissenheit zum Schaden Polen-Litauens ausnutzen
							wollten. Die xenophobe Ausrichtung erhielt insofern zusätzlich Nahrung,
							als von der prorömischen Partei die Vorstellung der antemurale christianitatis, der "Vormauer" oder des "Bollwerks der Christenheit" immer ausschließlicher
							auf die Verteidigung des Katholizismus bezogen wurde. Ursprünglich
							war nämlich der Vormauer-Gedanke mit dem polnisch-litauischen
							Reichswesen in Verbindung gebracht worden, nicht jedoch mit einer
							bestimmten Konfession. So jedenfalls hatte es bereits JAN D£UGOSZ im 15. Jh. in seinen Annales inclyti Regni Poloniae formuliert, als er meinte, es sei Bestimmung des Landes, terreni christianorum confines auszudehnen. D³ugosz hob die ständigen Angriffe auf Polen-Litauen
							hervor, die Akte der Grausamkeit seitens der Heiden, die Zerstörung
							und den Wiederaufbau des Landes; damit trug er zur Entstehung
							jenes Selbstverständnisses bei, das die Rzeczpospolita, umzingelt
							von Schismatikern und Ungläubigen, in beständiger Gefahr wähnte.
							Das Regnum ... Poloniae war darum schon in den Augen von D³ugosz christianae fidei murus et antimurale. Im 15. Jh. bot diese Behauptung in gewisser Weise Schutz gegen
							die Vorwürfe des Deutschritter-Ordens und der Luxemburger, die
							Jagiellonen würden mit ihrer Politik Schismatiker und Heiden fördern;
							zugleich wurde damit die Loyalität gegenüber Rom betont. Nun aber, in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. wurde das Antemurale zum Kriegsruf all derer, die den Sieg der Gegenreformation mit
							allen Mitteln durchsetzen wollten. Dadurch wurde das innergesellschaftliche
							Klima zunehmend aufgeladener und aggressiver. Allenorts schien
							ein Gegner auf der Lauer zu liegen. Der päpstliche Nuntius Malaspina
							malte 1598 in einem Bericht ein düsteres Bild der von den Feinden
							des katholischen Glaubens umzingelten Res publica:  "(...) im Norden hat sie das schismatische Moskau, einen natürlichen
								Feind des polnischen Namens, von der Ostsee her Schweden, das
								unter dem Einfluß der Lehre Luthers steht und sich gegen seinen
								König auflehnt, im Osten die Tartaren (sic!), deren Überfälle
								die Polen fast ein jedes Jahr heimsuchen, und aus derselben Richtung
								die perfide Wallachei und Moldau; im Süden die Türken, die über
								Ungarn nach Polen dringen und versuchen, die gesamte Christenheit
								zu stürzen, in erster Linie aber Polen. Im Westen die Deutschen,
								mit denen die Polen seit undenkbaren Zeiten in wechelseitiger
								Zwietracht leben [...], so daß die Polen allseitig von Nachbarn
								umgeben sind, denen sie nicht vertrauen können." Ein weiteres Argument wurde unter dem Eindruck der Türkengefahr
							vorgebracht: So appellierten Politiker, Diplomaten und Publizisten
							wie Kallimach alias Filippe Buonaccorsi, Stanis³aw Orzechowski
							und Krzysztof Warszewicki, die schon zu ihrer Zeit als polnische
							"Machiavellisten" in Verruf gerieten, an den König und die Szlachta,
							gemeinsam und solidarisch mit den anderen lateinischen Mächten
							eine "Heilige Liga" zu bilden und in einen Kreuzzug gegen die
							Türken einzutreten. Weil aber derartige flammende Appelle immer
							mit der Forderung nach Stärkung des Staates auf Kosten des Adels
							verbunden waren, stießen sie in den Reihen der Szlachta eher auf
							skeptische Ablehnung. Die polnische Politik des Ausgleichs mit der Hohen Pforte, die
							zum przymierze wiekuiste, dem "ewigen Frieden" bzw. der "ewigen Allianz" von 1533 führte,
							dominierte als Leitfaden politischen Handlens am Hof und im Senat,
							später auch in der Abgeordnetenkammer bis in das letzte Jahrzehnt
							des 16. Jhs. Um sich nicht an einem Kreuzzug gegen die Türken
							beteiligen zu müssen, gaben die Könige vor, von der Abwehr gegen
							Moskau und Tataren schon genug beansprucht zu sein. Darum gab
							es auch keine polnische Beteiligung an den Schlachten von Mohács
							1526, Wien 1529, Buda 1541 oder Széged 1566. Während der türkischen
							Belagerung von Wien 1532 lehnte Zygmunt I. der Alte jede militärische
							Unterstützung ab, - angeblich, um die Waffenruhe mit den Tataren
							nicht zu verletzen. In Wirklichkeit griffen diese das Großfürstentum
							mit Hilfe der Türken im Frühjahr des nächsten Jahres an; für den
							König war es nur ein Vorwand, um sich nicht verpflichtend engagieren
							zu müssen. Der Hofchronist BERNHARD WAPOWSKI meinte in seiner Chronik, der Senat ziehe den sicheren Frieden
							einem unsicheren Krieg gegen die Türken vor; Zygmunt habe erkannt,
							daß die Ressourcen des Habsburgers Maximilian nicht ausreichten,
							um die Herrschaft der Türken zu stürzen. Wapowski versäumte nicht,
							die Eroberungen von Selim im Orient ausgiebig zu schildern, um
							den Beweis zu liefern, welch schrecklich überlegene Macht die
							Osmanen darstellten. Umgekehrt erwähnte er vorbildliche Seiten
							der Türken: Etwa daß Selim in Jerusalem die Mauer zerstören ließ,
							mit der die Mameluken das Grab des Herrn umgeben hatten, oder
							daß er den Christen wieder freien Zugang zum Heiligen Grab gewährt
							habe. Oder wie großzügig er christliche Klöster im Orient beschenkte:
							die Mönche auf dem Sinai hätten von ihm für das Grab der hl. Katherina
							sogar tausend Goldstücke erhalten: "In welchem Geist Selim dies
							tat, das weiß man nicht so recht". Die Message Wapowskis war allerdings deutlich genug: Die Polen sollten die
							Qualitäten der Türken entdecken und Toleranz entwickeln. Wapowski
							versuchte somit, die Diplomatie des Übereinkommens, der Freundschaft
							und des guten Verständnisses mit der Pforte zu rechtfertigen.
							Dabei war er keineswegs turkophil eingestellt, die Türken galten
							ihm durchaus als virtuelle hostes. Als die Türken 1532 vor Wien erstmals Schwächen zeigten, war
							er merklich erfreut und hob stolz hervor, daß sich 3000 junge
							Polen als Freiwillige an der Schlacht beteiligt und dem Sultan
							"beträchtlichen Schaden" zugefügt hätten. Dennoch sprach er sich
							dagegen aus, den Osmanen offen den Krieg zu erklären. Eine ähnliche
							Haltung vertrat JAN KOCHANOWSKI in seinen polnisch verfaßten Liedern: Die Nachricht des tatarischen
							Überfalls auf Podolien 1575 veranlaßte ihn zu einer Schimpftirade
							gegen die türkischen Auftraggeber: Niewierny Turczyn psy zapuici³ swoje... ("Seine Hunde ließ los der verruchte Türke"), zugleich aber rief
							er nicht etwa zur kriegerischen Vergeltung auf, sondern forderte
							lediglich höhere Steuern und die Verstärkung der Grenzverteidigung. Dennoch waren in der polnischen Literatur jener Zeit die antitürkischen
							Motive stark vertreten. Der Litauer MIKO£AJ HUSSOWSKI schrieb in seinem Versepos Carmen de bisonte (1523) über die angeborene Barbarei der Türken: Der Türke führe
							nicht Krieg, um Reichtümer oder Länder zu erobern oder Ruhm anzuhäufen,
							sondern aus willkürlicher Grausamkeit, weil in seinem Blut die
							Leidenschaft der Zerstörung koche. LEONHARD GÓRECKI warnte seine Landsleute vor der perfiden Taktik der Türken. Sie
							würden nämlich den Adel des Landes gegeneinander aufhetzen, und
							wenn erst einmal genug Zwietracht herrsche, fielen sie in das
							Land ein und siegten leicht. So sei es bei den Griechen, Ungarn
							und Walachen gewesen. Daher argumentierte er für Einheit des Landes:
							"Es ist anzumerken, daß Polen allenortes wie eine Schutzmauer
							und ein starkes Bollwerk wider sie ist", das sich trotz der allgemeinen Zwietracht der Christen ritterlich
							gegen die Türken gewehrt habe. Gerade die Einheit im Inneren mache
							Polen stark. Für jene Reiche, die bereits der Aggression der Osmanen zum Opfer
							gefallen waren, brachte man einerseits zwar Mitgefühl, Klage und
							Sorge zum Ausdruck, doch hob man andererseits immer wieder das
							Verständnis für die vorausblickende Staatsraison der Krone hervor.
							Der anonyme Verfasser des Traktats Deliberacya o Spo³ku y Zwi±zku Korony Polskiej z pany Chrzeicijañskimi
							przeciwko Turkowi ("Erwägung über einen Zusammenschluß und eine Union mit den christlichen
							Herrschaften gegen die Türken") zeigte sich voller Mißtrauen gegenüber
							der möglichen Schaffung einer Christlichen Liga und eines "Heiligen
							Krieges" gegen das Osmanische Reich; im selben Atemzug lobte er
							die nüchterne "Realpolitik" seines Königs, indem dieser die Verständigungspolitik
							mit der Pforte solange fortführen wolle, bis auch die anderen
							christlichen Reiche bereit seien, ihre Versprechen in Taten umzusetzen.
							Denn Polen sei noch von anderen Feinden umgeben, die es vor einem
							Einfall nach Europa abhalte:  "Die Polnische Krone hat nicht nur die Türken zum Feind, sondern
								sie erträgt viele andere gentes ferocissimas ac totum adeo septentrionem, und sie ist wie propugnaculum interioris Europae. Wir müssen vor ihnen allen auf der Hut sein, damit wir hinterrücks
								non adoriantur, sobald wir uns aus dem Kronland begeben haben." 
							 Vor allem gegen die Tyrannei sollte die Res Publica verteidigt werden, und die drohte in den Augen der Szlachta von
							seiten des Königs und des Hofes sowie durch jede Form von zentralistischer
							Disziplin. Se opponere galt als Leitgedanke politischen Handelns; das Recht de non praestanda oboedientia wurde zwar erst mit den Henriciana 1573 aufgeschrieben, war aber
							die schriftliche Fixierung einer viel älteren Mentalität. Seine
							extremste Anwendung fand das Widerstandsrecht im bewaffneten Aufstand
							gegen den König, im sogenannten rokosz. Er wurde als Bremse gegen die willkürliche Königsherrschaft
							und das Versagen des korrumpierten Senats verstanden, der seiner
							Kontrollfunktion nicht mehr nachkommt. Er war gleichsam das Urteil,
							das die Natio über den Herrscher sprach. In den Reihen der Szlachta war man sich weitgehend einig, daß
							ohne die Garantie der eigenen Rechte auch nach außen kein erfolgreicher
							Krieg geführt werden könne. Wenn es sich um etwas, für das man
							Opfer bringen müsse, zu kämpfen lohne, dann sei es die "Goldene
							Freiheit", die sich die Szlachta errungen habe. Da Polen-Litauen
							an der Peripherie des lateinischen Kulturraumes lag, wurde in
							polnischen Publikationen des 16. Jhs. besonders häufig und oftmals
							früher als im Westen über die Bedeutung des Begriffs "Europa,
							europäisch" reflektiert. Daß Polen ein Teil Europas war, schien
							gerade aus der Garantie der ständischen Freiheiten hervorzugehen. SEBASTIAN PETRYCY glaubte im Vorwort seiner Übersetzung der Politik des Aristoteles feststellen zu können: In Europa kämpften freie
							Bürger, der Despot in Asien müsse auf fremde Söldner zurückgreifen.
							Ein ähnlicher Gedanke klingt in einer Polemik von STANIS£AW ORZECHOWSKI an, der seinen Landsleuten die Vorzüge der ständischen Demokratie
							und der "Goldenen Freiheit" verdeutlichen wollte; er sah einen
							unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Bewußtsein der persönlichen
							Freiheit und dem Kampfeswillen:  "Die echten Türken, die Türken Asiens, wissen nicht, was Freiheit
								ist, und deshalb ist ihnen das nicht zueigen, was einem Soldaten
								wirkliche Kampfeskraft verleiht: die Liebe zur Freiheit und die
								Hoffnung der persönlichen Rechte. Auf Rhodos und vor Wien wurden
								die Soldaten mit Stockhieben zum Angriff getrieben." Das Motiv der Freiheit kommt auch im Widerwillen der Szlachta
							zum Ausdruck, sich unter der Führung des Königs auf einen Krieg
							einzulassen, der letztlich dazu führen müßte, die politischen
							Freiheiten im eigenen Land zu beschneiden. Als darum König Zygmunt
							I. unter dem Vorwand, das Territorium des Reichs gegen einen moldauischen
							Vorstoß zu schützen, im Jahr 1537 die allgemeine Mobilmachung
							der Szlachta, den pospolite ruszenie, anordnete, wurde ihm dies zum Vorwurf gemacht, er wolle die
							militärische Disziplin lediglich ausnützen, um daraus einen politischen
							Vorteil zu ziehen und die Kompetenzen der Krone auf Kosten der
							Palatinate und Länder "machiavellistisch" zu erweitern. Diesen
							Vorfall nahm die Szlachta zum Anlaß, ihr Recht auf Widerstand
							in Anspruch zu nehmen und im gleichen Jahr einen Rokosz (Aufstand) ins Leben zu rufen. Der Rokosz des pospolite ruszenie, des einberufenen Heerbanns, begründete den Widerstand gegen die
							Pläne des Königs mit den Worten: Gehe die Freiheit verloren, dann
							gebe es gegen den äußeren Feind nichts mehr zu verteidigen, ein nationaler Abwehrkrieg mache nur Sinn, wenn zuerst die politischen
							Freiheiten verteidigt werden würden. Einer der Führer des Rokosz betonte nachdrücklich:  "Darum tragt zuerst Sorge und legt Wert darauf, daß es etwas zu
								verteidigen gibt. Denn wenn wir nicht zuhause unbeschadet und
								in Sicherheit sind, müssen alle unseren auswärtigen Feldzüge für
								gegenstandslos und sinnlos angesehen werden."  Schließlich kapitulierte König Zygmunt und räumte am 7. September
							1539 ein, daß selbst ein defensiv begründeter Krieg zwecklos sei,
							wenn unter den Soldaten die entsprechende Motivation fehle: Habe
							man zuvor nicht nach einen Plan für die Verwirklichung der Gerechtigkeit
							gesucht, sei auch ein Plan zur Verteidigung des Königreichs umsonst. Noch in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. ist dieses Motiv nachzuweisen,
							so z. B. während des Livländischen Kriegs 1585 auf der Sejmwahlversammlung
							von Opatów im Palatinat Sandomierz. Dort beschuldigte der Abgeordnete
							Prokop Pêkos³awski König Stephan Báthory, er plane die Eroberung
							Moskaus lediglich als Vorspiel für einen großen Türkenfeldzug,
							der zu einer Einschränkung der Rechte der Szlachta führen müsse.
							Pêkos³awski argumentierte weiter: Wenn aber der König die Fundamente
							der Republik ruiniere, die Gesetze und Privilegien, auf denen
							ihr Glanz beruhe, was sollten dann alle militärischen Triumphe? 
							 Zusammenfassend läßt sich sagen, daß das Kriegsbild der polnisch-litauisch-ruthenischen
							Szlachta im 16. Jh. stark widersprüchlich präsentiert. Martialische
							Selbstdarstellung wechselte mit tiefem Friedens- und Harmoniebedürfnis,
							kriegerische Tollkühnheit mit realpolitischem Taktieren. Die Furcht,
							in einen Krieg gezogen zu werden, der den eigenen Stand mitsamt
							seinem Harmonieideal zerstören würde, nährte schließlich ein xenophobes
							Mißtrauen vor einer imaginären Welt voller feindlich gesonnener,
							von den rücksichtslos-zynischen Prinzipien Machiavellis und Thomas
							Hobbes' inspirierter Mächte.
				
					 
			
						 
					
							
							
								
							
								
							
									
							
									als einen Rittersmann,
									der in den Ländern an der Grenze
									als Husar in seiner mächt'gen Rüstung in der Festung wacht?
									Und der, wenn dann die Gefahr naht,
									machtvoll aus der Festung stürmt.
									Dort führt die Jugend ihren Kampf
									und schwimmt gar oft in ihrem Blut."
								
							
									
							
									Die alten Griechen nannten es Sauromaten.
									Die Sauromaten herrschten in Europa und im schönen Asien." 
								
							
									
							
									kein Getreide auf den Feldern noch Rinder unter dem Joch; 
									Aber Zelte gab es da, weithin verstreut 
									Und unermeßliche Herden wilder Pferde. 
									Frauen wie Männer gehen zur Jagd, 
									An ihrer Seite Bogen und Säbel."
								
							
									
							
									aus allen Ländern, doch immer wandten sie den Rücken zur Flucht,
									
									Konnten dem Ansturm nicht widerstehen; und das slavische Volk
									
									machte nicht halt, ehe es nicht am Ufer des adriatischen Meeres
									stand." 
							
							
								
							
									
							
									keine plötzliche Feuersbrunst, die die Feldesfrucht bedroht. 
									Kein Schmettern der Kriegstrompeten ertönt, 
									wir können uns dem sanften Schlaf ergeben 
									und den Schrecken in der Seele der waffenlosen Bewohner verschließen.
									
									Hier blühen nährender Friede und Muße 
									hinter den geöffneten Toren der Städte. 
									Hier regieren Amor und Apollon mit sanfter Hand, 
									unter dem Klang der Lyra."
								
									

									Da hatte keiner in Polen Geld und Üppigkeit. 
									Das Feld zu besorgen, war des Bauern Gelübde, 
									Während der Adel sich im Ritterhandwerk übte. 
									Oft fochten sie sieben Jahr, sahen ins Auge dem Tod, 
									Kälte und Hitze ertragend, leidend Hunger und Not. 
									Reichtum bedeutete, Ritterruhm zu erlangen, 
									Das zierte den Mann mehr als Geschmeide und Spangen. 
									Und hatten sie eines Tages Frieden gemacht, 
									Sie waren auch stets danach auf die Waffen bedacht, 
									So als müßten sie losziehen gleich vom häuslichen Herd, 
									Sie trennten sich keine Stunde von Rüstung und Pferd."
								
							
									
							
									beschirmten weite Räume von Meer zu Meere. 
									Daher die Freiheiten, daher die Republik, 
									Meine Landsleute, weithin berühmt, dienend eurem Glück. 
									Doch das wißt ihr wohl nicht: Was man bekam als Erbe - 
									Sorgsam muß mans bewahren, daß es nicht verderbe."
							
								
							
								
							
							
								
							
								
							
							
				 
		
		
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